Fast 80 Millionen Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht, vor Kriegen, Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen, vor Hunger und Folgen des Klimawandels. 80 Prozent aller Vertriebenen leben in Regionen oder müssen sich in Regionen aufhalten, in denen akute Ernährungsunsicherheit und Unterernährung herrschen. "Wir können nicht allen helfen!" wird gern als Argument angeführt, um anschließend gar nichts zu unternehmen: Wie armselig! Zumal gar nicht alle nach Deutschland kommen (wollen). Im Jahr 2020 wurden nur gut 100.000 (Erst-)Asylanträge verzeichnet - nur ein Bruchteil der Menschen, die sich auf der Flucht befinden. In dem Land, in dem ich lebe, gibt es genügend Nahrung und Wohnraum (allerdings mit diskussionswürdiger Verteilungsstruktur). Es geht uns gut, um nicht zu sagen: zu gut. Das größte Problem der vergangenen 24 Stunden war, dass der FC Bayern München nicht pünktlich zu seiner Stippvisite ins Folterland Katar reisen konnte. In vielen Branchen finden die Betriebe seit Jahren nicht genügend Mitarbeiter*innen. Und hey: Nichts rechtfertigt, dass wir Kindern beim Ertrinken zusehen, und Geflüchteten auf der Balkanroute beim Erfrieren. Während sich viele voller Selbstgerechtigkeit über Donald Trump und seinen feuchten Mauer-Traum echauffieren, etablieren wir eine tödliche Außengrenze - und trotz des Abstandes zur eigenen Haustür tragen wir dafür die Verantwortung. Viele Menschen in Städten und Gemeinden, Kirchen und ehrenamtlichen Organisationen sind bereit, Flüchtlinge aufzunehmen und sie nach besten Möglichkeiten zu unterstützen. Ich begrüße dies ausdrücklich und setze mich dafür ein.